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Heulersaison beginnt

Erste Heuler ziehen in die Seehund-Aufzuchtstation ein

Von NSN / 16.06.2021 / 12:08 Uhr

(Norddeich) Sehr früh vor der eigentlich erst im Juni beginnenden Geburtssaison der Seehunde kam bereits am 6. Mai der Anruf aus Emden: „Ein kleiner Seehund allein am Deich“.

Der örtlich zuständige ehrenamtliche Wattenjagdaufseher machte sich sofort auf den Weg, um das Tier zu beobachten. Nachdem sichergestellt war, dass ein noch vorhandener Kontakt zum Muttertier ausgeschlossen werden kann, wurde das Tier in die Quarantänestation, die sich im Waloseum befindet, eingeliefert.

Das auf den Namen „Luna“ getaufte Tier ist der erste mutterlos aufgefundene Heuler des Jahres 2021. Sie wog 8,1 Kilogramm, bei einer Länge von 74 Zentimeter. Ihren Namen hat Luna von ihren Paten erhalten. Nach einer ausführlichen Eingangsuntersuchung wurde sie in der Quarantänestation erstversorgt. Als Frühgeburt musste sie lange in der Quarantäne verbleiben. In den nächsten Wochen werden auch alle weiteren Neueinlieferungen jeweils ihre erste Zeit im Waloseum verbringen. In den letzten Tagen sind drei weitere weibliche und vier männliche Jungtiere dazu gekommen. Die ersten Tiere sind mittlerweile in die Seehundstation Nationalpark-Haus umgezogen.

Die Jungtiere werden von den Muttertieren an Land und auf Sandbänken gesäugt und während der Nahrungssuche kurzfristig dort zurückgelassen. Ein Jungtier am Strand bedeutet daher nicht zwangsläufig, dass es sich um einen Waisen handelt, der dauerhaft von seiner Mutter getrennt wurde. Insbesondere durch menschliche Störungen kommt es häufig vor, dass ein Jungtier nicht ausreichend gesäugt werden kann. Ihm fehlt dann die Kraft, dem Muttertier zu folgen. So entsteht ein „Heuler“.

Der Leiter der Seehundstation Norddeich, Dr. Peter Lienau warnt: „Die Daten der letzten Jahre zeigen, dass zwischen dem 10. Juni und dem 10. Juli 80 bis 90 Prozent bzw. in den nächsten 14 Tagen fast 60 Prozent aller Heuler eingeliefert werden. Also gerade jetzt heißt es: „Finger weg von den Wildtieren – Ruhe bewahren und Abstand halten.“ Dies sei die beste Art die Entstehung von Heulern zu vermeiden. Bereits nach vier bis sechs Wochen, also etwa ab August, sind die jungen Seehunde selbstständig. Sie können dann allein überleben und haben keinen Kontakt mehr zur Mutter. Deshalb müssen Jungtiere, die keine offensichtlichen Verletzungen haben, ab dieser Zeit nicht mehr gemeldet werden.