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Starke Ersthelfer

Zwei Sanitäter erleben Tornado hautnah mit und kümmerten sich sofort um die geschockten Dorfbewohner

Von NSN / 19.08.2021 / 13:17 Uhr

(Berumerfehn) Marvin Rüst kommt gerade von einer langen Schicht bei einem privaten Rettungsdienst zurück. Als er in den Ortskern von Berumerfehn hineinfährt stockt ihm der Atem: Überall liegen Bäume und Trümmer herum. Sofort ist dem jungen Rettungssanitäter klar: Hier muss geholfen werden! „Ich war fünf Minuten nach dem Tornado da. Ich habe nicht gewusst, was passiert ist, dachte aber, hier wären viele Menschen verletzt“, berichtet der junge Mann, der sich daraufhin seinen Notfallrucksack schnappte und von Haus zu Haus lief.

„Ich habe in viele geschockte Gesichter gesehen, viele waren am Weinen“, berichtet der Helfer zwei Tage nach dem Schreckenserlebnis. „Hätte mit durchaus vielen Verletzten gerechnet, bin aber sehr froh, dass den Leuten nichts passiert ist“.

Ähnlich erging es auch Anja Winkler, die ebenfalls als Rettungssanitäterin und Ausbilderin bei einem betrieblichen Rettungsdienst tätig ist. Sie war bereits zuhause im Feierabend und schaute von ihrem Fenster aus über das Maisfeld, als sie den Tornado auf das Dorf zukommen sah: „Wir haben sofort alle Fenster geschlossen, er ist dann aber abgedreht und den Mühlenweg entlang“. Der langjährigen Rettungsdienstmitarbeiterin ist sofort klar, was zu tun ist: „Habe meine Bekleidung angezogen und mich ins Auto gesetzt. Da ich nicht sehr weit kam, bin ich dann zu Fuß weiter und die Häuser abgegangen“, berichtet Anja Winkler von den dramatischen Minuten nach dem Unglück. „Habe alle gefragt, ob jemand medizinische Hilfe braucht. Dabei habe ich viele verstörte Leute angetroffen, aber keine war verletzt.“ Die erfahrene Rettungskraft ist sich sicher: Wäre es einige Stunden früher gewesen, hätten viele der Leute in den Gärten gesessen. Dann wäre es sicher schlimmer ausgegangen.

Das Ehepaar Monika und Johan Graver, die beinahe ihr gesamtes Hab und Gut durch den Tornado, sind immer noch unendlich dankbar über die schnelle Hilfe, die sie durch den jungen Sanitäter Marvin Rüst erfahren haben: „Es ist einfach nur super, wenn jemand aus dem Nichts kommt und hilft! Das muss man ihnen hoch anrechnen, es ist nicht selbstverständlich“.

Das sieht auch Gemeindebrandmeister Thomas Rohdemann so. Der örtliche Feuerwehr-Chef war als einer der ersten mit vor Ort und erinnert sich noch gut an die schrecklichen Minuten nach dem Tornadodurchzug: „Verletzt war zwar keiner, aber viele standen unter Schock“, berichtet der erfahrene Feuerwehrmann, „Da ist man froh, wenn man solche Leute hat, die die Handgriffe beherrschen und die Betreuung übernehmen“. Er nutzt die Gelegenheit des erneuten Aufeinandertreffens, um sich im Namen der Gemeinde und der Bewohner bei den beiden Ersthelfern zu bedanken. Doch Marvin Rüst wiegelt verlegen ab: „Ich hätte nicht ruhig schlafen können, wäre ich einfach nach Hause gefahren!“