• 25.04.2024
  • 12:57:32
Liveblick startet demnächst
Das FRF-Liveblick-Tagebuch
Wie ein neues Sendeformat entsteht
Träume ohne Schlaf sind meistens romantisch. Man denkt sich etwas aus, schmiedet Pläne und stellt sich bildlich etwas vor. Solche Träume werden oft verworfen, weil sie unrealistisch oder unerreichbar sind. Ich bin Karl-Heinz vom FRF - und ich hatte bereits 2005 eine Ambition, die ich nie verworfen habe. In den vergangenen 16 Jahren wurde immer wieder dieser Traumgedanke hergeholt und wieder einmal verworfen. Es waren unterschiedliche Dinge, die klemmten. Zum einen war es die damalige Technik, dann war es der Personalaufwand, dann wieder die Technik. Ich rede von meinem Projekt Liveblick. Ziel sollte es sein, dass wir auf Panoramakameras an den Küsten zugreifen, die Streams im Studio bündeln und zu einer Sendung formen. Mit dieser Idee gründete ich 2005 den Fernsehsender "Friesischer Rundfunk" und fiel gleich zu Beginn auf die Schnauze. Wie man in unserem Geschichtsbuch nachlesen kann, kam es in Esens am Montag, den 14. Februar 2005 zu einem sehr unfreundlichen Gespräch. Ich habe den Fernsehsender trotzdem gegründet - aber ohne Liveblick.

Im Laufe der Jahre holte ich meine Pläne immer mal wieder aus der Schublade, packte diese aber schnell zurück, weil ich mal wieder auf Granit gebissen hatte. Für mein Projekt brauchte ich die Touristiker, die dieses Projekt unterstützen sollten und natürlich auch eine Zukunft darin sehen sollten. Dass ist mir bis heute nicht gelungen. Ein ziemlich bescheuertes Gefühl, wenn die Urlaubexperten sagen, dass sie keinen Vorteil bei diesem Projekt sehen und man nur noch der einzige Mensch auf dieser Erde ist, der daran fest glaubt. Aber irgendwie kenne ich das Gefühl bereits. Die Gründung vom FRF verlief ähnlich.

Man muss aber auch sagen, dass der FRF damals im Jahr 2005 sein Programm in nur rund 80.000 Haushalte einspeisen konnte. Heute sind es 4,3 Millionen - und das inzwischen querbeet durch Deutschland. Es gibt viele Zuschauer, die das Programm des Friesischen Rundfunks schauen, weil der Sender seit der Gründung extrem viele Heimatbilder sendet. Und da der FRF mitten in einem Urlaubsland residiert, schaut man gerne hin, denn irgendwie war jeder Bundesbürger irgendwann in diesem Landstrich unterwegs und sieht dann bei uns seinen alten oder ständigen Urlaubsort - oder vielleicht auch seinen zukünftigen Urlaubsort. Der FRF-Zuschauer hat also einen täglichen Blickkontakt in dieses Küstenland und womöglich meldet sich das Fernweh.

Nun ist die Zeit gekommen. Ich muss den Fernsehsender auf andere Beine stellen, denn ich sehe für einen Regionalfernsehsender in der bisherigen Sendeform keine Zukunft. Corona wird noch eine ganze Weile bei uns bleiben und somit muss ich auch weiterhin mit erheblichen Verlusten bei den Werbeerlösen rechnen. Über Nacht hatten damals alle Einzelhändler ausgebucht. Ich muss also ein Format entwickeln, dass viel mehr Menschen erreicht und gleichzeitig neue Werbepartner findet. Ich bin fest entschlossen, nun mein Projekt Liveblick zu starten. Meinen genauen Plan findet Ihr hier.
Hier nur die Eckpunkte: Sekundär laufen die Bilder der Panoramakameras und schalten im 60-Sekunden-Takt weiter zur nächsten Kamera. Diese Bilder werden live moderiert und mit Musik unterlegt. Jede Kamerafahrt kann sofort gestoppt werden, wenn sich im Bild etwas ereignet (z.B. Schiff fährt in die Schleuse ein). Im oberen Bild befinden sich zwei Standleisten und eine Laufleiste. So kommen wir nun in den primären Bereich des Formats. Dort werden aktuelle News aus dem FRF-Kernsendeland eingeblendet. Immer wenn Nachrichtenbilder von aktuellen Geschehnissen vorliegen, kommen diese gleich zur Sendung. Außenreporter werden per Skype oder Zoom zugeschaltet und können live über den Sender eine Lagemeldung abgeben. Kurzum: FRF wird zum Regional-Nachrichtensender, der sofort reagiert, wenn etwas passiert.
Entweder ich gehe mit meinem Traum baden oder ich erschaffe etwas, was noch nie im Regional-Fernsehen in Deutschland dagewesen ist. Mit diesem Tagebuch, dass am 01.03.2021 gestartet ist, möchte ich Euch meine Gedanken aufzeigen, meine Fehleinschätzungen offenlegen und mein Stimmungsbild dokumentieren.

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Erster Tagebucheintrag zuerst | Letzter Tagebucheintrag zuerst


Di
04.05.2021
Zweiter Leuchtkasten ist im Anmarsch
Für den Bildmischer 2 habe ich diesen Leuchtkasten gebaut. Noch ist es nur ein Grundgestell.
Für den Bildmischer 2 habe ich diesen Leuchtkasten gebaut. Noch ist es nur ein Grundgestell.
Den Leuchtkasten für den Bildmischer 1 habe ich bereits vorgestellt. Nun muss noch ein weiterer Kasten her, der die Lage von Bildmischer 2 der Regie zeigt. Eigentlich sind nur vier Varianten möglich (Liveblick, Player, Studio, Schalte). Ich habe aber fünf Möglichkeiten geschaffen, weil man ja nie weiß, was die Zukunft so bringt. Weiterhin habe ich eine orange Plexiglasscheibe, fünf Leuchtröhren und vier Beschriftungen bestellt. Diese Artikel sollten noch diese Woche eintreffen. Ich freue mich schon, wenn das Puzzle zusammengesetzt wird. Für den Bildmischer 3 wird es keine Leuchttafel geben. Da muss ein Monitor her. Immerhin sind dort 16 Varianten möglich. Und so ein Leuchtkasten würde die Räumlichkeit sprengen. Für die Regie sind Bildmischer 1 und Bildmischer 2 relevant. Für den Mischer 3 ist der Moderator selbst verantwortlich. Er sieht auf einen eigenen dafür platzierten Monitor die Lage direkt vor sich.
Mi
05.05.2021
Es ist wieder einmal spät geworden ...
Nun sind beide Servereinheiten im Rack verstaut. Jede Einheit besteht aus einem Server und einem Switcher. Damit lassen sich 12 Kameras oder Kanäle steuern und mischen. 2011 haben diese Gerätschaften ein Vermögen gekostet.
Nun sind beide Servereinheiten im Rack verstaut. Jede Einheit besteht aus einem Server und einem Switcher. Damit lassen sich 12 Kameras oder Kanäle steuern und mischen. 2011 haben diese Gerätschaften ein Vermögen gekostet.
Heute an diesem Mittwoch hatte ich die Sendung um 15:30 Uhr fertig und konnte dann gleich wieder mit den Studiobauarbeiten loslegen. Auf der rechten Seite sind nun die Monitorhalter vollständig montiert. Das Gerüst der zweiten Leuchttafel hängt nun auch am dafür vorgesehenen Platz. Die zweite Servereinheit hat nun endlich einen Platz im Rack gefunden und ist einsatzbereit, falls der erste Bildserver wieder einmal Probleme macht. Zum Schluss stand dann noch die Verdrahtung der Signalsäulen an. Jede hat sechs weiche 1,5 mm Litzen. Also kamen Lüsterklemmen zum Einsatz. Die Litzen sind mit kleinen Zahlen beschriftet. Allerdings sind die Zahlen so klein gedruckt, dass man nur mit einer Lupe arbeiten konnte. Das Verbinden von einer Säule mit der nächsten Säule dauerte rund 30 Minuten. Bei sechs Säulen kann sich jeder ausrechnen, wie viele Lüsterklemmenschrauben gedreht werden mussten und welche Zeit für die komplette Installation benötigt wurde. Diese Signalsäulen waren seit Sande in Friedeburg nicht im Einsatz. Sieben von 30 Birnen waren defekt und mussten ausgewechselt werden. Als ich gegen 22:00 Uhr nach Hause fuhr, sah ich als Krönung des Tages, neben der Fahrbahn im Scheinwerferlicht einen Wolf.
Do
06.05.2021
Fertig? Nein, nein, nein.
Obwohl die Sendestraße schon fertig aussieht, sind noch jede Menge Restarbeiten zu erledigen.
Obwohl die Sendestraße schon fertig aussieht, sind noch jede Menge Restarbeiten zu erledigen.
Alle Geräte, Computer und Monitore sind nun endgültig an ihrem Platz angekommen. So sollte es in der Planung aussehen und so sieht es jetzt auch wirklich aus. Wo ich wirklich rumhantiert habe, war beim Moderationsplatz. Drei Anläufe habe ich gebraucht. Egal. Geschichte. Dann habe ich noch das große Holzrack in der Mitte auf der rechten Seite gegen ein Kleines ausgetauscht. Die Verkabelung ist auch abgeschlossen. Der Audio-Wächter funktioniert noch nicht. Irgendwie kriege ich das sicherlich auch noch hin. Vermutlich Denkfehler. Manchmal sollte man die Arbeit einfach einstellen und am nächsten Tag mit einem freien Kopf fortsetzen. Was noch ansteht, ist das Anbringen der Mikrofone und Kopfhörer. Dazu wurde ja auch die Traverse über die Sendestraße geschoben. Mit einem Gummiseil sollen die Headsets für die Moderatoren und die Kopfhörer für die Gäste an den Gittern festgemacht werden.
Do
06.05.2021
Mini-Computer übernehmen leichte Aufgaben
So ein Mini-Computer kann durchaus mehr, als man denkt. Statt einer Festplatte hat der kleine Rechner eine Speicherkarte. Bei mir steuern drei Minis die drei Bildmischer (unten im Bild).
So ein Mini-Computer kann durchaus mehr, als man denkt. Statt einer Festplatte hat der kleine Rechner eine Speicherkarte. Bei mir steuern drei Minis die drei Bildmischer (unten im Bild).
Es gibt in der Sendestraße einige Computer, die müssen Tag und Nacht laufen. 13 Rechner sind dort im Einsatz. Einige bewältigen große Rechenleistungen und andere sind einfach nur da, um etwas zu steuern. Zum Beispiel brauchen die drei Bildmischer jeweils einen Rechner, um diese ansteuern zu können. Ich habe diese drei Computer gegen drei Mini-PC ausgewechselt. So spare ich etwa 600 Watt. Die Minis brauchen kaum Strom, sind lautlos und fast für alle Zwecke einsetzbar. Hier die Herstellerangaben: "Mini PC, Lüfterlos Intel Atom X5-Z8350 Prozessor Quad-Core CPU 4 GB DDR / 64 GB eMMC Mini Desktop Computer mit Windows 10, HDMI- und VGA Anschluss, Dual Band WiFi 2,4+5.0 G, BT 4.1, USB 3.0" Sie sind zwar nicht ganz so schnell, wie ein normaler PC. Aber sie haben alles an Bord, was man braucht.
Fr
07.05.2021
Player ging in die Hose
Leider sind mir die Klebebuchstaben für das Wort PLAYER verrutscht und somit unbrauchbar geworden.
Leider sind mir die Klebebuchstaben für das Wort PLAYER verrutscht und somit unbrauchbar geworden.
Ich habe mir ja für den zweiten Bildmischer einen Leuchtkasten gebastelt. Weiterhin habe ich dort fünf Leuchtstäbe eingebaut und ein oranges Plastikschild bestellt. Für die Beschriftung habe ich in einem anderen Shop die Buchstaben geordert. Beim Bekleben der Leuchttafel sind mir dann beim Anbringen des Schriftzuges "PLAYER" die Buchstaben P, L und A verrutscht und waren plötzlich schief. Vorsichtig versuchte ich dann, diese wieder zu lösen. Schnell merkte ich, dass das nicht ohne Schaden möglich war. Die Folie war so labberig - sie verbog sich immer weiter. Ich habe mich dann entschieden, diesen Einsatz abzuhaken und einen neuen Schriftzug zu bestellen. Das fünfte Fach ist noch nicht eingeplant. Wer weiß, was in Zukunft noch kommt.
Sa
08.05.2021
So langsam wird es technisch
Auch wenn es schickt aussieht, so müssen alle 13 Computer miteinander kommunizieren.
Auch wenn es schickt aussieht, so müssen alle 13 Computer miteinander kommunizieren.
Bislang war es ja so, dass es galt, die bauliche Struktur zu schaffen. Diese Arbeiten sind weitgehend abgeschlossen. Nun müssen die Computer miteinander kommunizieren. Da jeder Rechner im Prinzip zwar alles kann aber dumm ist, muss man ihm sagen, was er zu tun hat. Ich habe alles so geplant, dass nur wenige Knopfdrücke ausreichen, um eine komplette Sendung zu fahren. Bedeutet: Ich muss in der Lage sein, während Liveblick läuft, auf diverse andere Videoquellen umzuschalten. Da ist zum Beispiel der Player, mit dem ich aktuelles Bildmaterial zur Sendung bringe. Ich kann ins Studio schalten. Dann sehen mich die Zuschauer bei meiner Arbeit und ich kann eine Schalte mit einem Reporter realisieren. Dazu benötigt man mindesten acht Hände. Da ich nur zwei habe :-) muss also eine Lösung her. Diese heißt Makro. Wikipedia schreibt dazu: "Ein Makro ist in der Softwareentwicklung eine unter einer bestimmten Bezeichnung zusammengefasste Folge von Anweisungen oder Deklarationen, um diese mit nur einem einfachen Aufruf ausführen zu können. Alle Anweisungen des Makros werden automatisch an der Programmstelle ausgeführt, an denen das Makro codiert wurde." Und nun sitze ich da und schreibe XLM-Dateien. Gefühlt sind es hunderte von Makros, die auf Befehle warten. Nun beginnt eine Zeit, in der man nicht sieht, dass ich etwas am Tag geschafft habe. Jeder Programmierer weiß gerade, wovon ich spreche. Und jeder Programmierer weiß, dass nicht immer alles so von der Hand geht, wie man sich das vorstellt. Oft sitzt man Stunden vor einem Problem. Irgendwann hat man dieses Problem gelöst und dann schaut man zur Uhr und ist erschrocken, dass es schon zwei Uhr in der Nacht ist.
So
09.05.2021
Woher weiß er das alles?
Überwiegend werden zum Beispiel die Bildmischer mit XLM-Dateien angesteuert.
Überwiegend werden zum Beispiel die Bildmischer mit XLM-Dateien angesteuert.
In der letzten Zeit erreichen mich E-Mails mit der Frage, woher ich das technische Wissen hinsichtlich Umbau und Programmierung habe? Ich denke, dass mich die Zuschauer vielleicht auch etwas unterschätzt haben. Ich habe 1997 meine erste Internetseite erstellt und sehr schnell gemerkt, dass eine Internetseite ohne Datenbanken etwas steif wirkt. Im Laufe der Jahre kamen dann immer mehr Aufgaben hinzu. Irgendwann traute ich mich an größere Aufgaben heran. Man kann aber durchaus sagen, dass ich technisch sehr interessiert bin. Von Beginn an, habe ich alle Programmierarbeiten beim FRF selbst durchgeführt. Man wächst ja mit seinen Aufgaben. Kaum ein Gerät beim Friesischen Rundfunk, ist nicht durch meine Hände gegangen. Und so lernt man in all den Jahren, mit dem Fortschritt der Technik mitzuhalten. Manchmal sitze ich Tage lang vor einem Problem (wie beim Granite-Server) aber dann, irgendwann kommt der Durchbruch. Programmierarbeit ist auch Fummelarbeit. Und man muss auch sagen, dass ich durch meine selbst erlangten Kenntnisse, tausende von Euros gespart habe.
Mo
10.05.2021
Schick sieht anderes aus
Noch bin ich mir nicht sicher, ob mein Gummiband die Lösung ist.
Noch bin ich mir nicht sicher, ob mein Gummiband die Lösung ist.
Ich verfüge über zwei Hör-Sprech Kombinationen. Ich habe mich damals für Beyerdynamic DT-797 PV entschieden. Nun haben diese Headsets Anschlussleitungen mit einer Länger von 1,50 Meter. Und wenn man moderiert und von einem Computer zum anderen rollert, dann entsteht schnell Kabelsalat. Meine Idee war nun, die Leitungen von oben kommen zu lassen. Dazu habe ich mir ein einfaches Gummiband besorgt und damit die Leitungen befestigt. Es erfüllt zwar wirklich seinen Zweck, aber es sieht scheiße und billig aus. Ich werde es aber erst einmal dranlassen und die ersten Probesendungen abwarten. Vielleicht fällt mir noch etwas schickeres ein.
Di
11.05.2021
Die Uhr tickt jetzt woanders
Nun ist die Digitaluhr von allen Arbeitsplätzen aus gut in der Sendestraße zu sehen
Nun ist die Digitaluhr von allen Arbeitsplätzen aus gut in der Sendestraße zu sehen
Beim Fernsehen hat man immer eine Zeit im Nacken. Nun, wenn Liveblick-Sendungen anstehen, muss die Zeit erst recht immer im Auge bleiben. Es gibt einen Sendeplan, der vorab erstellt wird und auch eingehalten werden muss. Ich habe dazu eine Digitaluhr angeschafft, die ich an mehreren Stellen in der Sendestraße provisorisch angebracht hatte. Wo wäre wohl der perfekte Platz. Nun habe ich einen gefunden. Gleich neben der Monitorwand. Als Halterung habe ich eine Monitor-Wandhalterung aus dem Lager geholt und diese an die Holzseitenwand angebracht.
Mi
12.05.2021
Fernsehleute können auch mauern
Die erste Mauer ist errichtet :-)
Die erste Mauer ist errichtet :-)
Es gibt eine Zeit nach Corona. Daher plane ich ein, dass auch Studiogäste wieder irgendwann eingeladen werden können. Damit man einen ruhigen und gemütlichen Ort vorweisen kann, kam mir die Idee mit der Backsteinwand. Sie wirkt ruhig und ist extrem neutral als Hintergrund. Davor kommen dann zwei beige Sessel und ein kleiner Tisch für die Wassergläser. Das hier ist die erste Mauer, weitere werden folgen.