• 28.03.2024
  • 22:46:34
Wie alles begann
Das FRF-Geschichtsbuch
Dienstag
22
März
2005
Konzept geht an die Landesmedienanstalt
Alle Gedanken, Ideen und Überlegungen der letzten Monate haben nun das Ende erreicht. Schriftlich verfasst auf 18 Seiten wird der Antrag in 30-facher Ausfertigung eingetütet. Die Adresse lautet: Landesmedienanstalt Hannover.

Was so einfach klingt, war aber nicht einfach. Mit der Absendung wurde nun endgültig deutlich, dass es einen Weg zurück nicht mehr geben kann. Entweder wird es der Flopp des Lebens oder das Schönste auf der Erde - ein Zwischending sollte es nicht geben.
Donnerstag
31
März
2005
Infoveranstaltung in Wittmund setzt Zeichen: Wir wollen keinen FRF1
Wittmund stand für den Friesischen Rundfunk als Standort ganz oben auf der Liste, nicht nur wegen der für den Sender so wichtigen geografischen Lage. Räumlichkeiten waren bereits in das Visier genommen worden und es folgte eine Info-Veranstaltung in Wittmund. Rund 50 Menschen aus allen Berufsschichten hörten sich die Ausführungen an. Doch der damalige Bürgermeister bekam schnell kalte Füße, der Vermieter der angedachten Räumlichkeiten machte auch einen Rückzieher. Und nirgendwo ging es ums Geld.

Der Wirtschaftsförderkreis Harlingerland e.V., eigentlich für die Bereicherung der Wirtschaft zuständig, schickte danach eine E-Mail: "... sehen wir erhebliche Probleme bei der Umsetzung Ihrer Geschäftsidee in der Region ..."

Noch heute fragt sich Sünkenberg, ob alle Menschen bei dieser Info-Veranstaltung auch wirklich zugehört haben? Es war einfach nicht möglich eine Lobby aufzubauen. Niemand wollte den Friesischen Rundfunk im Land haben - sicherlich war hier die Vorstellungskraft der Politiker und Funktionäre Schuld an dem Malheur. Und kein Mensch konnte sich vorstellen, was da kommen könnte. Viele Politiker hatten Angst, sich für FRF1 ins Zeug zu legen, denn wenn es in die Hose gehen sollte, dann ...
Donnerstag
7
April
2005
Anhörung in Hannover
Der Termin war um 14:40 Uhr. Nun galt es, die Versammlung der Landesmedienanstalt von dem Konzept zu überzeugen. Dazu hatte man 20 Minuten Zeit. Nach einigen Nachfragen von Mitgliedern der Versammlung verlässt Sünkenberg mit einem guten Gefühl den Raum.

Am gleichen Tag erfährt Sünkenberg die Entscheidung von BBC World: Ja, wir teilen den Kabelplatz!
Dienstag
10
Mai
2005
Zeitungen bekommen FRF1-Konzept zugespielt
Die ersten regionalen Zeitungen melden sich beim FRF1-Projektleiter und stellen merkwürdige Fragen. Einige zitieren aus dem Konzept, dass in 30-facher Ausfertigung an die NLM gegangen war und somit automatisch auch in die Hände eines Mannes gelangen konnte, der bei jeder Kabelbelegungsentscheidung besonders gut aufpasst. Bis heute hat sich noch kein Mensch gefragt, was der Vertreter des Zeitungsverbandes in der Versammlung der Landesmedienanstalt zu suchen hat. Schließlich geht es auch um Geheimnisse. Sendekonzepte, Strukturpapiere, Finanzierungsentwürfe und andere geheime Unterlagen, die bei jedem TV-Antrag der Landesmedienanstalt übergeben werden. Diese landen automatisch auch bei den Zeitungsbossen auf dem Tisch. So kann die schreibende Zunft schon im Vorfeld reagieren und die entsprechenden Maßnahmen einleiten. Während des gesamten Anhörungsverfahrens informiert der Verband alle Zeitungen per Mail mit den wichtigstens News.
Donnerstag
12
Mai
2005
Versammlung der NLM entscheidet: FRF1 bekommt Kabelplatz
Sünkenberg drehte zu dieser Zeit eine Reportage über den Zoll in Bremerhaven. Am Abend wurde dann in der angemieteten Ferienwohung in Neustadtgödens der Laptop an ein analoges Modem angeschlossen, um die E-Mails abzurufen. Die Landesmedienanstalt hatte zugesagt, an diesem Tag die Entscheidung zu versenden. Mit zitternden Fingern tippte Sünkenberg das Kennwort ein und der Laptop fuhr hoch. Jetzt den Maileingang aufmachen und warten. Doch die ganze Sache wurde richtig spannend, weil zuerst eine Mail von einem Bewerber abgerufen wurde. Eigentlich nichts besonderes, aber das Lichtbild hatte eine Stärke von 12 MB und das alles mit einem analogen Anschluss! So saß Sünkenberg etwa 45 Minuten nervös vor dem Schirm, bis endlich die Mail aus Hannover geöffnet werden konnte: Die Versammlung entschied sich positiv und der Friesische Rundfunk konnte starten. Karl-Heinz lehnte sich zurück und bekam feuchte Augen. Es war für ihn der schönste Tag seit langem. Seine Beine wurden weich, eine riesige Last fiel vom Körper. Die ganze Arbeit hatte endlich eine Unterschrift. Glückwünsche von Fernsehkollegen aus dem gesamten Bundesgebiet trafen ein, denn das Vorhaben von Sünkenberg blieb in den Redaktionen nicht unbemerkt - viele befreundete Fernseh-Kollegen schauten an diesem Tag nach Hannover.
Mittwoch
1
Juni
2005
Vorbereitungen laufen an
Nun ist Sünkenberg fast täglich im zukünftigen Sendeland zu finden. Und er ist immer noch auf der Suche nach Räumlichkeiten. Inzwischen ist auch deutlich geworden, dass der Projektleiter keine Unterstützung bekommen kann. Das muss man sich einmal vorstellen: Da saust ein Mann durch das Land, mit einem Kabelplatz in der Tasche und will Fernsehen machen - und keiner hilft und erkennt die Möglichkeiten.

Die Stadt Norden ruft an - sie hätten ein Mietobjekt für FRF1. Karl-Heinz findet sofort Interesse an dem Prunkstück. Doch auch nach drei Wochen kann sich der Rat aus Norden nicht entscheiden, das Gebaude herauszurücken. Sünkenberg zieht nach 18 Tagen die Notbremse und macht sich weiter auf die Suche.
Freitag
15
Juli
2005
Bilder für die Testphase werden produziert
Im gesamten Juli ist Sünkenberg unterwegs, um Bilder für die Testphase zu drehen. Als Fremder in diesem Land tastet er sich vor - von der Sehenswürdigkeit bis zur Landschaftsaufnahme. Vom Meer bis zum Kanal. Insgesamt entstehen im Juli 47 Stunden Bildmaterial. Völlig erschöpft fällt der Fernsehmann abends ins Bett.

Schließlich dreht Sünkenberg in der Ortschaft Hinte den traumhaften Kanal mit Booten. Auf der Rückfahrt fällt ihm ein Schild ins Auge: Gewerbeflächen zu vermieten. Er bremst und lässt sich die Räumlichkeiten zeigen. Eine Woche später unterschreibt Sünkenberg den Mietvertrag. Hinte als Standort war also reiner Zufall.
Montag
1
August
2005
Technische Umsetzung gestaltet sich schwierig
Sünkenberg sieht die Herren noch lachen, als er damals sagte, dass im Notfall die Sendung auf Wechselfestplatten ausgefahren werden muss. Nun wird es ernst, denn kein anderer Plan kann mehr greifen. Und so muss in jeder Kopfstation ein Sendecomputer aufgestellt werden, an dem dann eine Wechselfestplatte angeschlossen wird. Das Signal geht dann aus der Schnittkarte direkt in den Verteiler von Kabel Deutschland. Und spätestens jetzt muss klar werden, dass das Wechseln der Platte mit dem "frischen Programm" einmal täglich zu erfolgen hat - Tag für Tag, Jahr für Jahr.

Während dieser Zeit war immer noch nicht klar, ob FRF1 die Räumlichkeiten überhaupt jeden Tag betreten darf. Denn Kabel Deutschland ist in den Stationen auch nur Untermieter von der Telekom. Und die hat einen Vermieter, der in Hamburg hockt. Alles völlig verzwickt.
Montag
15
August
2005
Sendestart im Bereich der Kopfstation Leer
Pünktlich um 09:30 Uhr treffen sich zwei Vertreter von Kabel Deutschland und Sünkenberg in der Übergabestation am Turm in Leer-Nüttermoor. Für den KD-Techniker ist es auch das erste Mal, dass ein Sendecomputer angeschlossen wird, denn jeder Sender erreicht die Station nur über Satellit. Nach einigen Lötstellen und ein paar Metern Kabelleitung läuft die Kiste. Allerdings mit erheblichen Tonstörungen. Man entscheidet sich, trotz der Störungen auf Sendung zu gehen. Das entsprechende Bauteil soll im Laufe des Nachmittages beschafft werden. Und so rast Sünkenberg zuerst nach Leer in die Stadt, dann nach Emden, danach nach Sande und dann kommt Sünkenberg schließlich in Oldenburg an. Kein Fachhandel hat dieses Bauteil auf Lager. Wieder rein ins Auto und ab nach Bremen. Um 19:30 Uhr hat er das gewünschte Teil in der Hand.
Dienstag
16
August
2005
Sendestart im Bereich der Kopfstation Wittmund-Burhafe
Inzwischen hat der Techniker den Bogen raus und der Sendecomputer in Wittmund läuft bereits nach 20 Minuten - Meisterleistung.
Donnerstag
18
August
2005
Der Friesische Rundfunk wird überrannt
Über 600 E-Mails laufen in den ersten drei Tagen ein, dabei sieht der Zuschauer nur eine Testphase mit romantischen Bildern aus der Region. Karl-Heinz macht sich nach Feierabend an das Beantworten - doch die Anfragen per Mail reißen nicht ab. Bis um 03:00 Uhr in der Nacht tippt Karl-Heinz Sünkenberg mit dem Laptop brav die Zeilen in den "analogen Anschluss" der Ferienwohnung in Neustadtgödens.

Zu diesem Zeitpunkt bestand der Friesische Rundfunk nur aus einem Mitarbeiter und das war Sünkenberg.
Donnerstag
1
September
2005
FRF1 zieht in das Land der Friesen
Die Räumlichkeiten in Hinte werden bezogen. Vom Arbeitsamt werden drei Studenten vermittelt, die beim Schleppen der Umzugskartons helfen sollen. Nach zwei Tagen ist der Fall erledigt - trotzdem bleiben die Studenten im Haus. Ein Mädel davon wird ans Telefon gesetzt, eine andere wird Sünkenbergs Assistentin und dann muss sich auch noch ein Mensch um die vielen Besucher kümmern, die plötzlich der Reihe nach am Tresen stehen.
Freitag
2
September
2005
Immer noch keinen Zugang zu den Kopfstationen
Das Testprogramm läuft, aber FRF1 kann im Falle einer Störung nicht eingreifen und muss den Techniker von Kabel Deutschland bitten, die Räume aufzuschließen. Es folgen weitere Gespräche mit den Vermieter der Objekte.
Samstag
3
September
2005
Zuschaueransturm reißt nicht ab
Das hatte nun keiner gedacht aber irgendwie musste man da jetzt durch: Vor dem Funkhaus gingen die Parkplätze aus - Zuschauer standen in einer Schlange vor dem Empfangstresen im Sendezentrum. Der Reihe nach äußerte jeder seinen Wunsch: "Wir haben im nächsten Monat unser Schützenfest. Könnten Sie da mal rüberschwenken?..."
Sonntag
4
September
2005
Erste Mitarbeiter werden unter Vertrag genommen
In den ersten Tagen gehen rund 120 Bewerbungen ein. Doch nur wenige Menschen bewerben sich gezielt. Viele fragen nur nach, ob FRF1 einen Job für sie hat. Bäcker, Schlachter, Maurer, Lehrer - alles ist dabei - nur keine Kameraleute, Cutter und Redakteure. Schnell wird klar, dass das nun ein echtes Problem ist. Michael und Lilly sind die ersten Mitarbeiter. Es folgen Sebastian und Grit. Auch Kai und Birte werden zum Bewerbungsgespräch eingeladen. Nicole kommt einen Monat später dazu.