Zusammenprall mit der eigenen Gemeinde-Feuerwehr
Es ist Donnerstagabend. Ein Anruf geht im Funkhaus ein: Unfall - etwa acht Kilometer vom Funkhaus entfernt. Karl-Heinz ist gerade dabei, die Internetseiten zu überarbeiten und steckt in einer kniffligen Datenbankprogrammierung. Etwa 20 Minuten nach dem Anruf macht sich der Funkhausleiter auf den Weg zum Unfallort. Da FRF1 nur selten Unfälle im Programm hat, denkt er sich: "Nun ja, es reicht, wenn der Abschleppwagen noch auf dem Bild ist und dann noch ein bis zwei Bilder von einer fegenden Feuerwehr" - das übliche nach einem Verkehrsunfall - die Aufräumarbeiten.
Da weiß er noch nicht, dass dieser Einsatz in die Geschichte des Friesischen Rundfunks eingehen wird.
Karl-Heinz, seit knapp zwei Jahrzehnten mit der Kamera in Sachen aktueller Berichterstattung unterwegs, traut am Einsatzort seinen Augen nicht. Der erfahrene Polizeireporter schaut sich den Einsatzablauf genauer an und stellt sich folgende Fragen:
Wieso werden die Eltern des eingeklemmten Verletzten nicht von der Unfallstelle weggeführt, sondern stehen drei Meter neben der Unfallstelle und verfolgen die Rettungsarbeiten? Solche Ausnahmesituationen können schnell eskalieren. Schnell gibt es zwei Verletzte mehr. Man kann schwer nachempfinden, was in einem Menschen vorgeht, der einen Familienangehörigen in einer schreckligen Notlage sieht, ihm aber nicht helfen kann und nicht weiß ober er ihn oder sie lebend wiedersieht. Und so hätten die Eltern auch in diesem Fall sehr schnell zum Problem für den Rettungsdienst werden können. Hier in der ländlichen Region funktioniert der Rettungsdienst zwar vorbildlich, aber gibt es zusätzlich noch zwei Schockpatienten mehr, benötigt man zwei Rettungswagen inkl. Notarzt mehr - und woher sollen die kommen? Hätte das Emder Notarztgespann in der Stadt einen Herzinfarkt-Patienten gehabt, hätte es rund 20 Minuten gedauert, bis Aurich aushelfen könnte.
Wieso arbeiteten gleich 7 (sieben) Führungskräfte (Vom Einsatzleiter bis zum Gruppenführer) am Auto? Dabei lassen die Feuerwehrschulen bei jeder Gruppenführerausbildung einen angehenden Gruppenführer
durchfallen, wenn er auch nur einen Schraubendreher
aufhebt. Wie soll ein Einsatzleiter dort unten im Graben den Überblick behalten?
Wieso steht die Brandwache mit dem C-Rohr daneben, wo doch eigentlich bei dieser völlig unklaren Lage zwei Feuerwehrleute in ständiger Wachsamkeit dort hingehören und dann auch unter Atemschutz? Warum steht kein Sicherungstrupp in der Nähe? Gibt es diesbezüglich keine einheitliche Taktik in Deutschland? Was ist bei einem plötzlichen Flammenschlag aus dem Motorraum? Werden die Flaschen erst dann angelegt?
Warum gibt es Frauen bei der Feuerwehr, die bei Einsätzen ihre Haarpracht zur Schau stellen?
Warum gibt es im Jahr 2007 immer noch Rettungstrauben?
Warum wird die erste Rettungsschere von der Berufsfeuerwehr Emden getragen, die einen Anfahrtsweg von 17 Kilometern hat?
Kurz vor Drehende kommt die Anweisung, der FRF1-Kamera die Sicht zu versperren. So stellen sich 8 Feuerwehrfrauen und -männer mit einer Decke auf. Gleichfalls kommt ein Polizist zu Karl-Heinz: "Die Feuerwehr Hinte hat sich beschwert."