• 25.04.2024
  • 08:20:55
Wie alles begann
Das FRF-Geschichtsbuch
Montag
5
September
2005
Endlich Zugang zu den Stationen
Plötzlich ging alles sehr schnell. Der Vermieter rief zum persönlichen Gespräch und danach gab es den für FRF1 so wichtigen Schlüssel für die Kopfstationen. Allerdings mussten dazu in jeder Station kleine Räume angemietet werden und unsere Sendecomputer dahin umziehen. Das bedeutete nochmals neue Kabelleitungen. Die Räume hatten es allesamt in sich. Während in Leer ein Abstellraum freigemacht wurde, so soll der Leser jetzt ruhig wissen, dass der Sendecomputer in Wittmund im Raum eines ehemaligen Klo's steht. FRF1 sendet sozusagen vom Scheißhaus aus. Das dürfte auch einmalig in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland sein.
Dienstag
6
September
2005
Sendestart platzt
Der geplante Sendestart geht in die Hose. Eigentlich sollte ab dem 6.9. das Programm stehen, doch der Laden lief nicht rund. Es waren zu viele Probleme, die noch im Raum standen. Sünkenberg versucht es trotzdem und schaltet die erste aktuelle Sendeschleife ein. Abends schaut er sich das Programm an und ist erschrocken und entsetzt – so hatte er sich das nicht vorgestellt. Noch in der Nacht entscheidet Sünkenberg, dass der Start verschoben wird. Das Team ist hochmotiviert, allerdings noch nicht in der Lage, täglich ein aktuelles Programm zu produzieren. Am folgenden Tag läuft eine Tafel: „Sendestart wird verschoben.“ Die Bilder der Testphase kommen erneut zur Sendung. Böse E-Mails laufen ein.

Sünkenberg ist der einzige im Team, der Fernseherfahrung hat. Alle anderen kommen aus unterschiedlichen Berufen. So nimmt der FRF1-Chef noch einmal sein Team ins Gebet. Es wird geübt bis in die Nacht, geschnitten bis in den Schlaf. Sünkenberg ist gesundheitlich stark angeschlagen. Die ganze Aufregung, die viele Arbeit, der tägliche Anfahrtsweg von der Ferienwohung in Neustadtgödens bis hin nach Hinte – das geht auf die Seele und auf den Geist. Meistens kommt er gegen 00:00 Uhr heim – dann E-Mails beantworten und danach ab ins Bad. Und auf dem Weg dort hin, rennt er gegen die Türzarge der Küche. Die Gleichgewichtsstörungen nehmen zu.
Samstag
10
September
2005
FRF1 darf nicht sprechen
Als der Friesische Rundfunk zu senden begann, gab es neben dem positiven Effekt auch eine riesige Welle der Entrüstung im Sendeland. Niemand verstand so richtig, wieso ein Fernsehsender nicht „sprechen“ darf. Die Schelte donnerte täglich in das FRF-Funkhaus, jedoch die Erfinder des Gesetzes blieben von den Unkenrufen verschont. Etwa ein Jahr dauerte es, um die Gerüchte aus dem Land zu bekommen. Da meinten einige, die Jungs vom Friesischen Rundfunk hätten kein Geld zum Vertonen, wären nicht in der Lage oder könnten es nicht besser. Urlauber, zuhause von zwei Regionalfernsehsendern verwöhnt, runzelten die Stirn und dachten anfangs, dass sei ein Ostfriesenwitz.

Um es einmal simpel zu erklären: Es gibt in Niedersachsen drei Stufen im Mediengesetz: Rundfunk, Veranstaltungsrundfunk und Mediendienst. Unter Rundfunk ist zu verstehen, dass z.B. ein Fernsehsender neben Nachrichten auch Magazine und Unterhaltung sendet. Das ist in Niedersachsen nur erlaubt, wenn das Programm landesweit empfangen werden kann. Die nächste Stufe ist der Veranstaltungsrundfunk. Auch hier sind Nachrichten, Magazine und andere Unterhaltungselemente erlaubt. Allerdings darf dann nur in einem Gebäude bzw. auf einem Gelände gesendet werden. Ein schönes Beispiel wäre eine Universität oder ein Krankenhaus. Zum Beispiel nutzt diese Sendeform auch ein privater Radiosender auf der Nordseeinsel Norderney. Eine Insel ist bekanntlich von Wasser umgeben – daher ist eine Abgrenzung vorhanden. Könnte man den Sender auch auf dem Festland hören, wäre eine vollwertige Rundfunklizenz nötig und der Radiosender müsste dann in ganz Niedersachsen zu hören sein.

Bleibt festzuhalten, dass in dem Bundesland Niedersachsen kein privater Fernsehsender erlaubt ist, der nur regional sendet. Um also überhaupt heimatliche Bilder senden zu können, muss über die Mediendienst-Variante gesendet werden. Mediendienste sind auch die Verkaufssender HSE24, QVC und RTL-Shop. Und die haben nur ein Ziel: Absatz von Produkten. Das Ziel des Friesensenders war und ist aber ein ganz anderes. Das Zeigen von heimatlichen Impressionen und Bilder von Menschen aus dieser Region. Und da mussten die friesischen Fernsehmacher einige fette Kröten schlucken, denn ein Mediendienst darf nicht lippensynchron senden. Das bedeutet einfach gesagt, das Bild darf nicht zum Ton passen. Sprich: Keine Interviews, keine O-Töne. Fährt ein Trecker durch das Bild, darf der Traktor rein theoretisch nicht zu hören sein. Spielt ein Kapelle, muss der Ton runter und mit anderer Musik unterlegt werden. Sprechen darf man nur, wenn man etwas verkaufen möchte. Und dabei darf man auch nur produktbezogene Dinge erzählen. So darf man einen Imker hundert Fragen stellen, was nun das Besondere an seinem Honig ist, aber man darf nicht fragen, ob er schon einmal von einer Biene gestochen worden ist, weil diese Frage nichts mit dem Verkauf von Honig zu tun hat.
Sonntag
11
September
2005
Die ersten Werbespots
Zu den ersten Kunden im Werbeblock gehören Franz Thiele, Brillen-Babatz, Mobi-Tours, SSB, das Möbelhaus von Harten und eine Spielhalle - und die hat FRF1 leider mehr geschadet als genützt. Wir sind jung - wir brauchen das Geld - das kam bei den Zuschauern nicht so gut an.

Johann und Klaus-Dieter standen für Brillen Babatz vor der Kamera. Zu diesem Zeitpunkt wusste noch niemand, dass die beiden Zeitgenossen zr Kultfiguren aufsteigen werden
Montag
12
September
2005
Kopfstation in Oldenburg kommt hinzu
Der Testbetrieb an der Kopfstation Oldenburg läuft an. Jeden Tag muss ein FRF1-Mitarbeiter mit dem wackeligen Fahrstuhl hoch fahren, um dann den Computer zu bestücken.
Montag
19
September
2005
Der Friesische Rundfunk geht auf Sendung
Der zweite Versuch kommt zum Einsatz. Das Team stirbt fast vor Aufregung. Der erneute Anlauf sitzt - das Programm läuft. Der Druck war zum Schluss nicht mehr auszuhalten. Die täglichen Anfragen der Zuschauer "Wann geht es denn nun los?" haben nun ein Ende - das Baby war geboren. Zwar noch mit etwas steifen Bildern ausgestattet, sehen die Friesen das erste Mal ihre Heimat in ihrem neuen Heimatsender.
Dienstag
20
September
2005
Kein Schreibtisch für den Chef
Inzwischen sind alle Räume und Studios eingerichtet. Nur Karl-Heinz sitzt noch auf dem Flur und arbeitet erst einmal von dort aus.
Sonntag
25
September
2005
Die Mannschaft formt sich
Jeden Tag mit einer Handvoll Leute ein zu Programm machen, jeden Tag einmal zu den Kopfstationen zu fahren und das 365-mal im Jahr. Eigentlich hätte hier jeder Fernsehschaffende schon längst das Handtuch geworfen.

Karl-Heinz redet jeden Tag in den Konferenzen wie ein Pfarrer - er schwört das Team ein, erklärt die Wichtigkeit und geht selber als letztes aus dem Funkhaus. Einige Mitarbeiter laufen auf dem Gaumen, gehen aber trotzdem nach jeder Konferenz motiviert an die Arbeit. Die Zuschauer helfen auch tüchtig mit. Wird ein FRF-Auto gesichtet, ertönt die Hupe. Menschen stehen an der Straße und winken. Viele E-Mails gehen im Funkhaus ein. Die Mitarbeiter sind anfangs sehr verwundert über die Entwicklung. Erst jetzt wird dem einen oder anderen bewusst, für wen er da gerade dreht und arbeitet.
Dienstag
27
September
2005
Gesundheitszustand von Karl-Heinz wird schlechter
Auf dem Heimweg nach Neustadtgödens hält Karl-Heinz bei einem Imbiss in Georgsheil an. Es setzt sich an einen Tisch und ihm wird plötzlich übel. Herzrasen, Schweißausbrüche und Schwindelgefühle - dem Umfallen nahe, nimmt Karl-Heinz sein Handy und tippt 19222 ein. Doch er drückt nicht auf den Knopf - nach einigen Minuten geht er wieder zum Auto und fährt heim. Nicht auszudenken, wenn er jetzt ausfällt.
Samstag
1
Oktober
2005
Werbeplakataktion wird gestoppt
Karl-Heinz muss die Werbetrommel rühren, um auch den letzten Zuschauer hinter dem Ofenrohr hervorzulocken. Er denkt sich eine Werbeplakat-Aktion aus. Sein Entwurf kommt bei den Männern super an, jedoch die Frauen verziehen das Gesicht. Karl-Heinz entschließt sich dann, das Projekt zu stoppen. Immerhin will er die Mädels im Land der Friesen nicht verärgern.
Donnerstag
27
Oktober
2005
Erster Verkehrsunfall im FRF-Programm
Sebastian kam zufällig an einem Motorrad-Unfall bei Middels vorbei.
Donnerstag
27
Oktober
2005
Die erste Krankmeldung
Den ersten gelben Schein gab es von Grit. Eine oder einer musste ja der Erste sein. Aber Grit war schnell wieder auf den Beinen.
Mittwoch
2
November
2005
Zeitungen schlagen erstmals zu
Die erste Attacke der Zeitungen kam über Nacht. Von Insidern schon länger vorausgesagt, wurde es den Zeitungen zu bunt im Programm des Friesischen Rundfunks. Der Landeszeitungsverband bemängelte den Werbeblock und drohte mit Klage. Wie FRF1 erst viel später erfährt, wurde der Verband nur vorgeschickt - hinter der Attacke steckte ein Verlag aus dem friesischen Raum.
Donnerstag
10
November
2005
Karl-Heinz muss zur Medienpolizei
Bei einem langen Gespräch in Hannover im Hause der Landesmedienanstalt bekommt der Funkhauschef eine klare Anweisung:

Alle Werbespots müssen umgearbeitet werden. Das heißt für das Team: Raus zum Kunden, neu drehen, neu vertonen und neu schneiden.
Dienstag
15
November
2005
Arbeiten bis in die Nacht
Die Neuproduktion der Teleshopping-Spots gestaltet sich schwieriger als erwartet. Um einer Klage aus dem Weg zu gehen, arbeiten Karl-Heinz und zwei weitere Mitarbeiter fast rund um die Uhr an den neuen Teleshopping-Spots.