Friesischer Rundfunk zum zwölften Mal im Visier der Verlage - FRF schaltet Kopfstation ab.
Diese wohl einmalige Aktion in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland setzt ein Zeichen. Ständig im Visier der Zeitungen läßt sich FRF viel gefallen - bis zum 09.05.2007. Hier ist die ganze Geschichte:
Es ist nicht so, dass der Friesische Rundfunk mit dreister Absicht gegen die gesetzlichen Auflagen verstößt. Jede Sendung wird mehrmals abgecheckt, jedes Element geprüft. Doch das Team muss jeden Tag mit etwas leben, was wohl kaum ein Mensch nachfühlen kann, der es nicht erlebt. Es ist der tägliche Druck. Ein Druck, der immens auf den Mitarbeitern lastet, weil der Zuschauer nicht unterscheiden will oder kann, dass der Friesische Rundfunk nur ein Mediendienst ist. Um dem Sender ab und zu eine Sprache zu geben, werden seinerzeit Teleshopping-Elemente ins Leben gerufen, denn die können ohne weiteres gesendet werden. Ein Moderator und ein Verkäufer stehen vor der Kamera und stellen ein Produkt vor. Viele behaupten, der Sender will damit vor allem Kohle machen. Aber 20 verkaufte Honiggläser decken erklärlicherweise niemals die Produktionskosten ab und so verstehen die Menschen im Sendeland schließlich nach einiger Zeit den Sinn der FRF-Teleshopping-Sendungen. Um den Menschen in der Region „ihren“ Fernsehsender hautnah zu zeigen, reist das Team in Form einer Tournee durch das Sendeland und zeichnet auf den Marktplätzen einiger Ortschaften die Teleshopping-Sendungen auf. Dabei können die Bewohner des Ortes ihr eigenes Produkt vor laufender Kamera verkaufen. Doch der „Verkäufer“ kommt nicht allein. Oft stehen vor der Bühne rund 500 Menschen, die gespannt zuschauen. Und auch hier wieder: Druck vor den gewaltigen Menschenmassen.
Würde man jetzt ganz eng am Gesetz die „Show“ durchführen, kämen schnell Buh-Rufe aus dem Publikum. So wird der eine oder andere Spaß eingebaut und zugegebenermaßen auch Interviews geführt, die nicht produktbezogen sind. So ein Schnitzer passiert dem Team auch auf der Gewerbeschau in Wittmund. Doch der eigentliche Hauptgrund für den neuerlichen Tadelbrief der Landesmedienanstalt ist ein Gespräch mit der Polizei Wittmund. Ein Polizist erklärt sehr anschaulich die Arbeit seiner Dienststelle und gibt vorbeugende Tipps. Da FRF1 nur „reden“ darf, um etwas zu verkaufen, blendet der FRF bei der Ausstrahlung den Schriftzug ein: „Sicherheit für 0,00 EUR“.
In einem zweiten Fall stand der Bundeswehr-Kommodore des örtlichen Luftwaffenstützpunktes vor der Kamera. Nicht ohne Grund, denn der Luftwaffenstabsoffizier hatte Gutes zu verkünden. Neben dem militärischen Auftrag bildet der Standort auch aus und so erzählte der Kommodore, dass die jungen Menschen sich für 70 Ausbildungsplätze bewerben können. Doch auch hier: Ausbildungsplätze kann man nicht verkaufen. Aber da der Kommodore schon mal da war und wieder etwa 500 Menschen als Zuschauer vor dem Außenstudio in Wittmund standen, wurden auch Fragen gestellt, die den Menschen in dieser Region auf der Seele liegen. Wieso muss das da oben am Himmel so laut sein? Welchen Auftrag haben die Düsenjäger? Welchen Bezug haben die Soldaten zur Region? Alles Fragen, die eigentlich nicht vom Friesischen Rundfunk gestellt werden durften. Des Weiteren erfuhren die Zuschauer von einem weiteren Gast, mit welchen Schwierigkeiten ein Kämmerer bei der Stadt in der heutigen Zeit zu kämpfen hat. Eigentlich singt der Kämmerer in einem Chanty-Chor und wollte die CD verkaufen. Und so kommt man schon vor der Vielzahl der anwesenden Zaungäste vom Thema ab. Eigentlich keine gravierenden politischen Fragen, aber Fragen, die FRF1 als Texttafel hätte einblenden können, aber nicht stellen durfte.
Die Ausstrahlung der genannten „Wittmunder Sendung“ lag schon eine Weile zurück, als plötzlich das Telefon klingelte. Es war wieder einmal Hannover dran. Obwohl die Medienpolizei schwieg und den Namen des Beschwerdeführers nicht heraurückte, war für alle hier im Funkhaus klar, es war wieder der Verlegersohn, der hatte gepetzt und einen Sendemitschnitt übergeben. Daher fragt sich das FRF1-Team , wieso der „Beschwerdeführer“ erst viel später die DVD abgeschickt hat. Vermutlich erst dann, als es sich in der ostfriesischen Kleinstadt Wittmund herumsprach, dass der Friesische Rundfunk seinen Firmensitz aus geografischen Gründen dort hin verlegen will. Sozusagen punktgenau in Hannover platziert. So, wie viele andere DVD seit Sendestart. Die vorletzte Attacke gab es im März. Als es um die Sendegebietserweiterung ging, mussten sich die Medienwächter wieder unfreiwillig eine Sendung des Friesischen Rundfunks anschauen. Der Landeszeitungsverband war wieder so frei und überreichte den Hannoveranern einen Sendemitschnitt. Das hatte zur Folge, dass über Nacht die Vorschau-Moderation aus dem Programm genommen werden musste. Der Antrag der Erweiterung wurde trotzdem bewilligt - auch wenn es zum Schluss noch wegen der elften Attacke eine Zitterpartie wurde.
Insgesamt zwölf Mal musste der Friesische Rundfunk Programmelemente umbauen oder ganz herausnehmen. Selbst mit Schleichwerbung stand der Friesensender in der Kritik. Um die schönsten Mädels im Land vorzustellen, schickten die Fernsehmacher 16 Frauen zum Friseur und ließen sie dann nach deutscher Musik durch das Bild räkeln. Eigentlich eine hübsche Serie, doch zu hübsch für die Verlage. Jetzt war es Ziel dem Programmelement „Spieglein, Spieglein … „ den Gar aus zu machen, denn der Name des Frisörs war als Dankeschön für seine kostenlose Arbeit eingeblendet worden. Das ist Schleichwerbung, sagte sich die schreibende Zunft und drohte mit einer Klage.
Schließlich landete der kleine Sender auch auf einen Schreibtisch bei Landesamt für Verbraucherschutz in Oldenburg. Der Grund: FRF1 hatte in einer Sendung einen Teleshopping-Spot ausgestrahlt, ohne vorab die Schrifttafel „Jetzt folgt Werbung“ zu senden. Im Spot ging es um eine Tasse Kaffee und einem Brötchen für 1,40 EUR. Doch auch hier fand der Verlag keinen Grund, ein Auge zuzudrücken. Und so lässt sich die Liste beliebig fortsetzen. Seit Sendestart hatte es der Sender immer nur mit Zeitungsleuten zu tun, die ihm das Leben schwer machen. Kein Zuschauer oder ein anderes Unternehmen hatte sich bei den Hannoveranern über FRF1 beschwert.
Außer dem Friesischen Rundfunk gibt es in Niedersachsen noch zwei weitere private Fernsehsender in Niedersachsen. Ein Mediendienst hockt auf Borkum und unterhält die Urlauber, ein anderer Sender mit gleicher Zulassung an der A1. Und um genau diesen Fernsehsender hat sich aber kein Neider in den letzten fünf Jahren gekümmert und so strahlte der Mediendienst über Jahre hinweg auch Dinge aus, die mit dem Gesetz nicht im Einklang standen. Es ist inzwischen auch kein Geheimnis mehr, das die Landesmedienanstalt dort mehrere gravierende Verstöße festgestellt hat. Der Sender muss inzwischen um seinen Kabelplatz fürchten. Doch diese Verstöße wurden von den Medienwächtern im Rahmen von Routinekontrollen selbst aufgedeckt. Da fragt man sich also, wieso nur FRF1 in die Schusslinie der Verlage geraten ist, während andere Sender unbeobachtet ihre Programme ausstrahlen durften. Zumindest könnte der Grund darin liegen, dass der Sender an der A1 einen Gesellschafter hat, der zumindest in der Zeitungswelt kein Unbekannter ist – es ist der Präsident. Und nun fragt man sich schon, wie es sein kann, dass der Zeitungsverband mit Kanonen auf FRF1 schießt, während sein Chef mit seinem eigenen Laden ebenfalls das Mediengesetz nicht so ernst nimmt.
Vielleicht ist es auch jetzt zu verstehen, dass der Verband nun Einsicht zeigt und neuerdings auf den Botenjob verzichtet. Es macht wohl kein gutes Bild, wenn der eigene Chef auch im Visier der Fernsehpolizei steht und nur die DVD vom Frieschen Rundfunk zur Behörde zu schleppt. Und so war vermutlich der Anschwärzer nun gezwungen, die gebrannten DVD ohne Umwege an den Gesetzgeber zu schicken, um sich Aufmerksamkeit zu verschaffen. Doch der Petzer machte einen klitzekleinen Fehler. Er kalkulierte die inzwischen ausgeprägte Popularität des Friesischen Rundfunks nicht ein.
Schon seit langen wussten die Fernsehleute, woher die regelmäßigen „Attacken“ kamen. In Wittmund, Jever und Wilhelmshaven pfiffen es die Spatzen bereits vom Dach, dass sich ein Verlagserbe als Aufgabe ausgesucht hat, den Friesischen Rundfunk zu töten.
Es war Mittwoch. Der Funkhausleiter und die Chef-Kamerafrau kamen gut gelaunt aus dem Wittmunder Rathaus. Eine Besprechung hinsichtlich des Umzuges stand auf dem Terminkalender. Auf der Rückfahrt in Höhe Moordorf klingelt das Autotelefon. Die Einsatzzentrale war dran und berichtete, dass die Landesmedienanstalt angerufen hat. Eine weitere DVD sei eingetroffen und die festgestellten Mängel seinen erheblich. Inzwischen war es 16:34 Uhr. Der Funkhausleiter griff nun selbst zum Apparat und wähle die Nummer der Medienanstalt. Nach dem Gespräch war klar – die Lage ist ernst, sehr ernst.
Um 17:05 Uhr dann die entscheidende Konferenz. Um 17:06 Uhr stand fest, der Friesische Rundfunk wird in die Kopfstation Wittmund-Burhafe nicht mehr einspeisen. Zu groß war der Druck, dass der Zeitungsverleger erneut zuschlägt. Die Zuschauerredaktion wurde dreifach besetzt. Der erste Anruf nach der Einstellung der Einspeisung in die Kopfstation Wittmund kam um 21:05 Uhr aus Schortens. Eine Dame weinte am Telefon. Das war so traurig, dass das Team am liebsten sofort nach Wittmund gefahren wäre, um die Sendung zu starten. Aber es ging nicht. Zu groß war die Gefahr, erneut in das Visier des Verlegersohnes zu geraten und zu groß die Gefahr, dass nach einem weiteren Verstoß 15 Menschen ihren Job und ihre Zukunft verlieren.